Schreckliche hohe Berge, Schreckliche Berge, immer mit Schnee bedeckt: so beschrieb Leonardo da Vinci das Oberveltlin. Er fuhr vielleicht an diesem Gebiet mit der bildschönen Bianca Maria Sforza vorbei, die auf Reisen war, um ihren Ehemann, den Kaiser, zu erreichen. Wir befinden uns in Bormio, im Oberveltlin, und wir begleiten Sie auf der Suche nach der sehr reichen Geschichte von diesem Dorf. In der Vergangenheit war es als Magnifica Terra Wunderbares Land bekannt und bis heute hat es seinen Namen erhalten. Heutzutage ist Bormio, Skigebiet und Kurort, von zahlreichen Touristen besucht und geschätzt. Das Reichtum an Denkmälern und die Spuren von einer sehr alten Geschichte unterscheiden es von vielen anderen touristischen Bergdörfern. Wahrscheinlich wurde dieses Becken der Alpenlandschaft vor uralten Zeiten von Ligurern, Kelten, Rhätern oder Etruskern besiedelt. Die Anwesenheit von vorrömischen Völkern wird durch die Entdeckung wichtiger archäologischer Funde bestätigt. Es handelt sich um Äxte, Schwerte, und ein wertvolles Fragment eines Reliefs aus dem IV.-V. Jahrhundert v.C. Dieses Fragment wurde in der Nähe der S. Vitale Kirche aufgefunden. Wenige Zeugnisse von der römischen Herrschaft sind vorhanden; nach der Überlieferung stammen einige Mauerreste in der Nähe der Alten Bäder aus dieser Epoche. Man vermutet, dass schon die Römer die Heilquellen und ihre wohltuende Wirkung kannten. Vielleicht erwähnt sie auch Plinius der Alte in einem Text. Die eigentliche Geschichte Bormios begann aber in der Zeit des Mittelalters, als sich das Dorf zu einem Stadtstaat organisierte und seine strategische Lage als Knotenpunkt in den Alpen ausnutzte. Bormio erlangte seine Eigenständigkeit und seine Sonderrechte und wurde durch den Handel und die Zölle reich. Die vorbeifahrenden Reisenden mussten hier Steuern bezahlen. Die Zeit zwischen dem XIII. und dem Ende des XV. Jahrhunderts war für Bormio eine Blütezeit, in der sich die ursprüngliche Siedlungsplatz in ein großes Dorf verwandelte. Es war reich an bürgerlichen und religiösen Denkmälern. Hier wohnten einige hochgestellte Familien, die sich selbst stolz als nobiles de Burmio Adelige von Bormio bezeichneten. In den folgenden Jahrhunderte war Bormio unter mehreren Fremdherrschaften, d.h. der französischen, der spanischen und vor allem der langen Herrschaft von Graubünden. Danach wurde das Dorf ein Teil der Zisalpinischen Republik, später der österreichisch-ungarischen Monarchie und schließlich des italienischen Königreichs. Jede dieser Epochen hat wichtige historische, künstlerische, kulturelle und architektonische Zeugnisse hinterlassen. Die Kunstschätze in den sieben Kirchen von Bormio sind wichtige Elemente seiner langen Geschichte. Die älteste Kirche ist die Stiftskirche, die schon im IX. Jahrhundert existierte, sie wurde aber im XVII Jahrhundert umgebaut; sie ist reich an Stuck, Holzschnitzereien, Gemälden und Möbeln. Unter Anderem erwähnen wir die Kirche vom Heiligen Vitale, die am besten ihre mittelalterliche Strukturen bewahrt, die ehemalige Kirche des Heiligen Geistes, ohne Verzierungen draußen, aber im Inneren mit Fresken aus dem XIV., XV. und XVI. Jahrhundert bedeckt, die in den letzten Jahren restauriert wurden. Schließlich ist die Kirche vom Heiligen Ignatius ein typischer barocker achteckiger Bau mit einer Kuppel in der Mitte, die auch mit kostbaren Gemälden, Fresken und Schnitzereien verziert ist. Unsere Tour führt uns aber zur Entdeckung alles, was wir heute noch von den Türmen des Wunderbaren Landes bewundern können. Diese Türme bestimmten das Aussehen des Dorfes seit dem Mittelalter und die Besucher erstaunten wegen ihrer Menge und Pracht.
Bormio ist jetzt in fünf Stadtviertel unterteilt, so wie in alter Zeit. Jedes Stadtviertel hat ein Kennzeichen und eine Farbe:
- Buglio hat einen Brunnen als Kennzeichen und die Farbe ist blau. Hier befand sich nämlich ein großer, alter, zweistöckiger Brunnen.
- Dossiglios Kennzeichen ist ein Mühlenrad und die Farbe ist grün. In diesem Viertel befanden sich nämlich viele Mühlen, die heutzutage nicht mehr existieren.
- Das Kennzeichen für Maggiore ist ein Wolf und die Farbe ist rot. Dieses Stadtviertel ist durch einen Wolf vertreten, mit seiner Wildheit wird die Habgier, der Adeligen darstellt, die hier wohnten.
- Das Kennzeichen für Dossorovina ist der Hauptplatz un die Farbe ist gelb. Der Hauptplatz ist durch den Turm und das Gebäude "Kuerc" (Deckel) vertreten, die sich in der Mitte des Stadtviertels befinden.
- Combo hat eine Katze als Kennzeichen und die Farbe ist wei. Die Einwohner von diesem Stadtviertel wurden nämlich "Katzen" genannt.
Jedes Viertel, das sowohl von Touristen als auch von Einheimisxchen vertreten ist, nimmt jedes Jahr an verschiedenen Veranstaltungen teil. Zum Beispiel findet "Palio delle contrade", ein Wettbewerb Langlauf, Abfahrt und Staffellauf - in der ersten Woche von Februar statt. Zu Ostern organisieren die Leute einen Umzug mit den typischen Trachten von Bormio. Die Männer tragen auf ihren Schulten Tragbahren, auf denen typische handwerkliche Schöpfungen mit allegorischer und religiöser Bedeutung sind. Hinter den Männern kommen die Frauen mit lauter Körben, wo Papiere die Bedeutung der Schöpfungen erklären. Diese Tradition hat einen alten Ursprung.
Man vermutet, dass sie aus alten heidnischen Bräuchen stammt, die mit der alpinen Kultur verbunden sind und sich später in volkstümliche christliche Riten verwandelten. Bevor wir auf die Gassen der alten Stadtviertel gehen, werden wir die Ruine der Burg vom Heiligen Peter beobachten, die von hier aus das ganze Dorf beherrschte.
Die Burg vom Heiligen Peter
Die ersten Nachrichten über die uralte Burg an dem Hang von Berg Reit stammen aus dem XII. Jahrhundert. Er wurde im Jahre 1376 von den Truppen der Familie Visconti zerstört. Diese Truppen wurden von Giovanni Cane geführt, sie kamen aus dem Grosinatal und dem Violatal, traten plötzlich in Bormio ein und plünderten das Dorf und die umliegenden Täler. Neben der Burg gab es auch eine kleine Kirche, den Heiligen Peter, Paulus und Andreas gewidmet. Diese Kirche wurde 1917 durch ein Feuer schwer beschädigt heute gibt es noch die Ruine der Absis. Derzeit kann man nur die Ruine des viereckigen Turmes sehen, der Talabwärts war. Der obere Turm, dessen Grundriss rund war, brach im Jahre 1900 zusammen. Der viereckige Turm, von dem teilweise die nördlichen und westlichen Wände erhalten sind, hatte mehrere Etagen. Der untere Teil des Turmes war oben durch ein waagerechtes Ende begrenzt. Dieses Ende hatte ein Tonnengewölbe, das man teilweise erkennen kann. Im oberen Stockwerk war ein Dachboden aus Holz, der ein weiteres Stockwerk des Turmes begrenzte. Hier kann wann noch zwei sehr enge Schiescharten sehen. Sie wurden im Fall von einem Einfall benutzt, um Feinde zu treffen. Es wird angenommen, das es einen dritten Stock gab, da Reste von einem Stück Holz an der westlichen Wand die Anwesenheit eines zusätzlichen Stockwerkes bezeugen könnten. Das konnte auch ein Überbleibsel aus dem Dachbau der zweiten Etage sein. An der Nordwand gibt es Reste von einem dreifachen Fenster und von einem Eingang. Von dem runden Turm bleiben nur ein paar Mauerreste, wahrscheinlich ein Teil der Gründungsstrukturen, aber wir können eine Idee von seinem ursprünglichen Aussehen aus einem Foto des XIX. Jahrhunderts haben. Er war bereits schwerbeschädigt, hatte aber noch die ganzen Zinnen. Die Wände waren teilweise mit und teilweise ohne Kalk. Es ist schwierig, seine tatsächliche Gröe zu bestimmen, aber der Durchmesser war vielleicht 7 Meter lang und die Höhe etwa 20 Meter hoch. Wir haben nicht viele Informationen weder über den Turm selbst, noch über das Zeitalter, in dem er gebaut wurde. Der Historiker und Archäologe Gian Piero Bognetti nahm an, dass der zylindrische Turm bis in die Römer zeit zurückgehen könnte.
Bormio und seine Türme
Nach einer von einigen Historikern überlieferte Tradition seien im Mittelalter in dem Dorf Bormio 32 Türme an den Palästen der Adelsfamilien gewesen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Zahl der Türme tatsächlich 32 war. Aber zwischen dem XIII. und dem XIV. Jahrhundert, als das Dorf dank dem intensiven Transithandel über seine Berge und seine Pässe reich und wohlhabend war, mag es sein, dass es zahlreiche Türme gab. Es war nämlich üblich in jenen Jahrhunderten, dass die Adelsfamilien oder auch die Kaufleute, die reich wurden und ihr eigenes Glück machten, in Häusern wohnten, die eigentlichen Burgen mit naheliegenden Türmen ähnelten. Die Türme hatten den Zweck, sich während der städtischen Kämpfen oder der fremden Angriffe zu verteidigen oder anzugreifen. Sie stellten außerdem das Reichtum und die Macht der Besitzer dar. Während der Renaissance wurden sie nach und nach ein Mittel, um die Vornehmheit und das Ansehen der Familie zur Schau zu stellen. Die Türme befanden sich nicht weit weg voneinander, so dass sich die Besitzer während eines Feindenangriffes untereinander unterstützen konnten. Sie waren durch unterirdische Laufgräben verbunden, um die Flucht im Fall von Gefahr zu ermöglichen. Ihre Struktur war durch massive und quadratische Mauer gekennzeichnet; die Fenster waren mit dicken eisernen Stäben ausgestattet. Von den typischen Fensterchen aus konnte man unauffallend die niedrigen Eingangstüren kontrollieren. Es ist schwer zu bestimmen, wie viele Türme nach der spanischen Herrschaft noch standen. Es scheint aber, dass man um das Jahr 1617 etwa 20 davon zählen konnte. Heutzutage können wir aber nur vier unversehrte Türme in Bormio erwähnen und zwar den Stadtturm, den Alberti Turm, den De Simoni Turm und den Pedranzini Turm. Es bleiben außerdem einige Burgreste in Gebäuden, die erst später errichtet wurden. Im Alberti Viertel in dem Stadtviertel Dossorovina sind noch Turmreste mit Zinnen, die man vor allem im Haus Castellazzi in der S.Francescostraße bemerken kann. Man kann die Anwesenheit von alten Türmen in moderneren Gebäuden durch einige Zeichen, wie zum Beispiel überhängende Mauerreste mit einer breiten Basis und manchmal Eckenbosse bestätigen. Wir fangen jetzt mit unserer Führung unter den übriggebliebenen Türmen des alten Dorfes, indem wir den Hauptplatz, den Kuercplatz, erreichen.
Der Stadtturm
Man ist auf dem Kuerc Platz, dem Hauptplatz von Bormio, wo man mit einem einzigen Blick die wichtigsten Gebäude der alten Gemeinde sehen kann: Auf der linken Seite des Platzes gibt es die Pfarrkirche, auf der rechten Seite die öffentlichen Gebäude, in der Mitte steht der Kuerc (der Deckel), die alte Abdeckung, unter der Stadttagungen stattfanden und wo das Recht gesprochen wurde. Links von dem Kuerc zeigt ein großer Stein die Stelle, wo bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts der Pranger war, an dem die Verurteilter gekettet wurden. Der Stadtturm, auch Stundenturm genannt, ist zusammen mit dem Alberti Turm eins der schönsten Türme in Bormio. Die ersten Nachrichten über das Gebäude stammen aus dem XIV. Jahrhundert, aber es handelt sich sicher um eine ältere Struktur. Im Laufe der Jahrhunderten wurde er repariert und mehrmals geändert, aber es bleiben noch Spuren seiner ursprünglichen Elemente; nördlich und westlich befinden sich die älteren Mauern, während die neuesten die südlichen und westlichen Frontseiten sind. Die Struktur hat eine Seitenlänge von acht Meter und es erreicht eine Höhe von fast 30 Meter. Im Inneren des Turmes gibt es die berühmte "Bajona"; die Glocke läutete, wenn sich der Gemeinderat versammelte, oder im Fall eines Brandes oder feindlicher Angriffe. Die Bajona war ursprünglich in der Burg vom Heiligen Peter, die aber nach dem Angriff der Visconti im Jahr 1376 zerstört wurde. Man entschied also, sie wieder zu gießen und sie in den Stadtturm zu hängen In der Zeit wurde die mehrmals zerstörte und danach wieder gegossene Glocke zum Symbol für das ganze Tal. Heute stellt jenes Symbol den Bajonachor aus Bormio dar. Mit seinen typischen Bergliedern ergötzt er Touristen und Einheimische während der Veranstaltungen. Am Ende des XV. Jahrhunderts wurde der Turm höher gemacht. Eine Urkunde aus dem Jahr 1498, die im Archiv von Sondrio ist, überliefert eine Beschreibung der ausgeführten Arbeiten. Später wurde eine riesige Haube aus Holz gebaut, deren Aussehen heute aus einem großen Banner aus weißer und bunter Seide aus dem XVIII. Jahrhundert vermutet werden kann. Der Banner, auf dem der Stadtturm mit dem dazugehörigen hölzernen Bau gemalt ist, ist in der Pfarrkirche aufbewahrt. Neben der Bajona gab es eine kleinere Glocke, die für die Sitzungen vom Regierungsrat eingesetzt wurde. In der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts beschädigten Brände und Plünderungen mehrere Gebäude im Dorf, und natürlich auch den Stadtturm. Im Jahr 1624 musste die Bajona neu gegossen werden. Dann wurde der Turm 1855 durch einen Brand, einen der verheerendsten des Jahrhunderts, schwer beschädigt. Bei dieser Gelegenheit verlor der Turm einige von seinen architektonischen Elementen und das ganze Stadtviertel Dossorovina wurde verbrannt. Das Feuer zerstörte auch den Kuerc, der derzeit nur wenige Spuren des alten Gebäudes bewahrt. Die Bajona wurde Bronze für eine weitere kleinere Glocke; die Kegelhaube aus Holz ging verloren und wurde nie wieder aufgebaut. Der Turm wurde durch ein normales Dach mit vier leicht geneigten Schichten abgedeckt. Der Verona Turm lag an der südwestlichen Ecke des Hauptplatzes bis Ende des XX. Jahrhunderts, als er zusammenbrach. Es blieb nur noch die Grundmauer übrig. Der Besitzer von diesem Turm hieß De Verona. Das Gebäude war sehr hoch und ragte über die Dächer der Häuser empor.
Der Alberti Turm
Der Alberti Turm liegt an der Romastraße, die in der Vergangenheit als "Via Mastra" (die wichtigste Straße) bezeichnet wurde. Der Turm, der auch Turm Marioli oder Turm Dossiglio genannt wurde, wurde gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts erbaut und gehörte für viele Jahre einer der ältesten Adelsfamilien von Bormio, der Familie Alberti. Der Turm ist 24 Meter hoch und hat massives Mauerwerk mit Ecken, die aus bossierten großen Steinen in verschiedenen Farben (meist grau, gelb und grün) bestehen. Diese Steine kommen aus den Steinbrüchen von den Tälern in der Nähe von Bormio. Die alten Fenster sind teilweise durch die modernen verborgen, aber es gibt Spuren davon auf den Fassaden nach Süden und Westen. Im oberen Teil sind die Schießscharten in der Form eines Kreuzes sichtbar und alle steinerne Konsolen mit dreifachem Vorbau laufen um den Turm herum. Im Innern des Gebäudes, das für 20 Jahre das einheimische Naturwissenschaftliche Gymnasium beherbergt hat, sind keine Spuren der Vergangenheit; insbesondere die hölzernen Zimmer in den verschiedenen Stockwerken sind während einer Renovierung verloren gegangen. Bei dieser Renovierung wurde der Turm mit neuen Öffnungen angereichert. Über den Hof an der Seite des Turmes erreicht man Palazzo Alberti, ein Gebäude mittelalterlichen Ursprungs, aber mehrmals wieder aufgebaut im Laufe der Jahrhunderte. An den drei Seiten des Gebäudes sind noch ein paar gute alte Sonnenuhren aufbewahrt; die Sonnenuhr an der Ostfassade (1654) ist besonders komisch, weil sie sich an den Wanderer mit dem folgendem Motto wendet: Das ist, meine Herrschaften, Ihre Pflicht, Sie müssen die Zeit gut benutzen, die ich Ihnen hier zeige. Der Turm wurde berühmt, weil er wichtige historische Persönlichkeiten wie Bianca Maria Sforza, die Nichte von Ludovico il Moro, beherbergte. Im Jahre 1493 übernachtete sie mit ihrem Gefolge in Bormio. Danach erreichte sie über das Wormserjoch (heute Umbrailpass genannt) Innsbruck und ihren zukünftigen Ehemann Maximilian I. von Habsburg. Sobald es bekannt wurde, dass die zukünftige Frau des Kaisers in Bormio verweilen sollte, wurden nach den Quellen die bröckelnden Brücken und Straßen renoviert. Es wurden auch Triumphbögen am Eingang des Dorfes errichtet. Man versuchte alles zu besorgen, was für sie und ihr Gefolge nötig war. Unter Anderem waren der Erzbischof von Mailand, der Bischof von Como, einige Mitglieder der Familien Visconti und Sforza und wahrscheinlich auch Leonardo da Vinci dabei. Leonardo schrieb während dieser Reise seine Eindrücke über das Veltlin. Einige Historiker vermuten dagegen, das der Maler erst drei Jahre später mit dem Gefolge von Ludovico il Moro im Veltlin war. Im Jahr 1496 wurde nämlich Ludovico mit seiner Frau Beatrice in dem Turm Dossiglio untergebracht. Einige Adeligen des Dorfes wurden gewählt. Sie hatten den Auftrag, sich mit den Vorbereitungen für den Empfang der Herzöge zu beschäftigen. Nach drei Tagen fuhren sie über das Wormserjoch nach Mals. Auf der Rückfahrt wurden Ludovico und Beatrice vom Kaiser Maximilian begleitet, der für vier Tage in einem anderen Haus der Familie Alberti blieb, während man im Dorf Turniere und Jagden als Unterhaltung für die vornehmen Gäste organisierte.
Der De Simoni Turm
Der Name stammt aus der Familie De Simoni, die in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts aus dem Malencotal nach Bormio kam. Diese Familie bereicherte sich durch den Handel, bekam den Adelstitel und kaufte diesen mächtigen Turm, der aus dem XIII. Jahrhundert stammte. Ursprünglich sollte er der Sitz von einer guaita, d.h. einer mittelalterlichen Wachenstelle sein. Nebenan ist der De Simoni Palast aus dem XVII. Jahrhundert, jetzt Sitz des städtischen Museums Bormios.
Der Pedranzini Turm
Das ist der Pedranzini Turm, der sich im Stadtviertel Buglio befindet. Er wurde im Mittelalter gebaut. Er hat ein dreifaches Fenster aus hellem Stein (wahrscheinlich aus Uzza-Marmor) an der Nordfassade; an der Ostfassade waren zwei weitere Fenster, das eine war dreifach, das andere bogenförmig. Sie bestanden aus demselben Material, sind jetzt aber gestopft. Man kann viele Schießscharten ganz oben an den Mauern bewundern, während die unteren Teilen geändert wurden. Der Turm besitzt außerdem Ecksteinen mit Bossen, die roh verarbeitet sind. An der Hauptfassade öffnet sich ein weites Tor aus Holz, das die Einfahrt von Wagen und der Eingang von Tieren erlaubte. In der Eingangshalle, die einen Boden aus Steinpflaster hat, steht das Wappen von Bormio zusammen mit denen von den Drei Bünden, die den Gotteshausbund, den Grauen Bund und den Zehngerichtenbund darstellen. Man vermutet, dass dieser Raum zur Verwaltung der Gemeinde diente. Eine grobe Umschließungsmauer mit einer bogenförmigen Öffnung führt zu dem Córt de li bèscia, dem Schafshof, wo sich die Herden versammelten, bevor sie auf die Weide begleitet wurden. Der Turm ist heute als Pedranzinihaus bekannt, weil der berühmte Patriot Pietro Pedranzini hier wohnte. Er wurde 1826 als Sohn einer bescheidenen Bauernfamilie in Bormio geboren. Mit 22 Jahren wurde er freiwillig Soldat, um das von den Österreichern bedrohte Stilfserjoch zu verteidigen. Im Jahr 1859, als das Garibaldi-Bataillon Alpenjäger Bormio eroberte, nahm er, vom Oberst Nino Bixio geholfen, eine ganze österreichische Gruppe gefangen, die sich in den Alten Bädern verbarrikadiert hatte. Nachdem der Dritte Krieg für die Unhabängigkeit ausgebrochen war, gelang es Pietro zusammen mit vier Soldaten, im Jahr 1866 fünfundsechzig Österreicher gefangen zu nehmen. Die Österreicher hatten sich, im Ersten Straßenwärterhäuschen verbarrikadiert. Nachdem er über den Berg Reit gegangen war, befahl er seinen Genossen, so viel wie möglich zu schießen und zahlreiche Steinen rollen zu lassen, damit die Österreicher glaubten, umzingelt zu sein. Dank dieser List konnte er in ihren Zufluchtsort eindringen und sie festnehmen. Wegen dieser großartigen Heldentat erhielt er den Spitznamen Garibaldi aus dem Berg Reit. Man verlieh ihm eine goldene Tapferkeitsmedaille.